Aufarbeitung unserer Gründungsgeschichte

Im Jahr 2008 hatte eine Visitation unserer damals 26 Jahre alten Gemeinschaft dazu geführt, dass sie auf Anordnung des zuständigen Wiener Erzbischofs Kardinal Christoph Schönborn einen neuen Anfang nahm – in bewusster Trennung von ihrem Gründer, der 2010 auch formell aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurde und im Jahr 2020 in seiner polnischen Heimat verstarb.

Die Verdienste und die charismatische Persönlichkeit von Andreas Michalek gingen parallel mit einem dominant-autoritären, in einzelnen Fällen auch manipulativen Führungsstil einher. Zum Teil wurde von einigen Mitbrüdern psychischer und emotionaler Missbrauch erlebt. Sein übersteigertes Sendungsbewusstsein drückte sich vor allem gegen Ende seiner Amtszeit im partiellen Ungehorsam gegen die kirchliche Obrigkeit aus.

In den vergangenen Jahren ist es deutlich geworden, dass unsere Gemeinschaft die Aufarbeitung ihrer Geschichte in größerem Umfang und größerer Tiefe als bisher betreiben will, um sich den schwierigen Kapiteln der eigenen Vergangenheit offen zu stellen und sich und ihr Charisma weiter entwickeln zu können.

In einem sorgfältigen und durch externe Fachleute begleiteten Prozess, hat sich die Gemeinschaft in den Jahren 2022 bis 2024 mit ihrer Geschichte, sowie der Persönlichkeit des Gründers und seinem positiven wie negativen Vermächtnis intensiv auseinandergesetzt. Dabei ging es auch um eine Sensibilisierung dafür, ob sich Spuren der Problematik des Gründers in der Gemeinschaft erhalten haben.

Nach diesem großen Schritt der Aufarbeitung, der einen bewussteren Umgang mit unserer Vergangenheit eröffnet hat, können wir als Gemeinschaft feststellen:

  • Wir sind uns der Schwäche und der Grenzüberschreitungen von Andreas Michalek bewusst. Eine in Resten bei manchen Brüdern noch vorhandene Idealisierung seiner Persönlichkeit hat einer gereiften und realistischen Einschätzung Platz gegeben.
  • Wir haben uns mit den von innerhalb und außerhalb der Gemeinschaft vorliegenden Vorwürfen gegen das Verhalten des Gründers sorgfältig auseinandergesetzt. Diese Vorwürfe sind teils psychologischer, teils geistlicher und in einem Fall von einer Frau auch sexueller Natur, was der Ombudsstelle bekannt ist. Wir unterstützen eine vollumfängliche Aufarbeitung und Klärung, soweit dies heute noch möglich ist.
  • Wir halten zu diesem sensiblen Thema des Missbrauchs jährlich weitere interne Fortbildungen unter externer Begleitung und halten unser Schutzkonzept aktuell.
  • Wir sind offen für alle weiteren Hinweise auf Verstöße und Vergehen, die in der Amtszeit unseres Gründers als Oberer (1982-2008) geschehen sind. Wir bitten alle, die Unrecht erlitten haben oder Hinweise geben können, sich bei einer der österreichischen diözesanen Ombudsstellen zu melden. (OMBUDSSTELLEN)
  • Wir distanzieren uns ausdrücklich von den schlechten Verhaltensweisen unseres Gründers und dem von ihm begangenem Unrecht. Wir bitten alle Betroffenen stellvertretend um Vergebung.

Es ist klar, dass der bis Dezember 2024 geführte Aufarbeitungsprozess, dessen Ergebnis auch von der kirchlichen Obrigkeit geprüft und angenommen wurde, keinen Abschluss, sondern einen Zwischenschritt darstellt. Es gibt keinen Schlusspunkt in der Aufgabe, Belastendes in Offenheit anzugehen und unseren Umgang und unsere Praxis von Führung, Gehorsam und Gemeinschaft gewissenhaft zu prüfen. Wir sind uns bewusst: Nur eine ehrliche Hingabe an das unbefleckte Herz Mariens wird uns die Kraft geben, mit unserer Vergangenheit authentisch umzugehen, schlechtes Erbe von gutem zu unterscheiden und immer mehr zu lernen, untadelig für das Reich Gottes zu wirken und für die Menschen, die ER liebt, da zu sein.