– Versöhnung vor dem Schlafengehen – Eph 4,26
„Lasst euch durch den Zorn nicht zur Sünde hinreißen! Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen.“
Katechese: Mit diesen Worten lädt uns der hl. Paulus ein, noch vor dem Schlafengehen zu vergeben und nach Möglichkeit Frieden zu stiften. Denn die Unversöhnlichkeit trennt von Gott. Sie macht auch krank, da die Seele unter der Bitterkeit leidet, was sich dann auf den Körper auswirkt. Manche Ärzte sehen darin die Ursache von 85% aller Krankheiten. Schon deswegen sollte man keinen Tag im Zorn und Hass beenden.
Überlegung: Manche Ehepaare haben den schönen Brauch, vor dem Schlafengehen sich gegenseitig ihre Kränkungen zu vergeben und um Vergebung zu bitten. – Frage ich mich bei der abendlichen Gewissenserforschung, wem ich noch vor dem Schlafengehen etwas vergeben oder wen ich um Vergebung bitten sollte? – Bringe ich die konkreten Kränkungen meines Lebens vor Gott und spreche allen die Vergebung aus?
Gebet: Herr, gib mir die Kraft, keine Unversöhnlichkeit in den Schlaf und einst auch in den Tod mitzunehmen! Hilf mir zu verzeihen! Amen.
– Bittere Wurzeln – Hebr 12,15
„Seht zu, dass niemand die Gnade Gottes verscherzt, dass keine bittere Wurzel wächst und Schaden stiftet und durch sie alle vergiftet werden.“
Katechese: Die Unversöhnlichkeit verschließt uns den Zugang zur Liebe Gottes. Sie ist wie eine bittere Wurzel, aus der viel Böses hervorgeht: Sie legt uns geistig in Ketten, errichtet Mauern um uns, verhärtet unser Herz zu Stein und bewirkt negative Bindungen. Sie hält uns weiterhin gefangen und öffnet körperlichen und seelischen Krankheiten Tür und Tor.
Überlegung: Tipps zur Vergebung: 1. Vergebung ist ein Akt des Willens, nicht ein Gefühl. 2. Wenn wir für eine Person beten, können wir sicher sein, dass wir ihr vergeben haben. 3. Eine Hilfe, um eine einzelne Person zu akzeptieren und uns selbst für sie öffnen zu können ist, sich sie mit unserem Herrn Jesus vorzustellen und zum Herrn zu sagen: „Ich liebe sie, weil Du sie liebst. Ich vergebe ihr, weil Du ihr vergibst.“ (Robert de Grandis)
Gebet: Jesus, reiße die bittere Wurzel der Unversöhnlichkeit aus meinem Herzen! Schenke mir die Gnade, allen alles verzeihen zu können! Amen.
– Segnen, nicht kränken! – 1 Petr 3,9
„Vergeltet nicht Böses mit Bösem noch Kränkung mit Kränkung! Stattdessen segnet!“
Katechese: „Eine Qualitätskontrolle für echte Vergebung ist, dass man an diese oder jene Person denken und sich erinnern kann ohne Ärger, Zorn, Bitterkeit, Schmerz, Tränen, ohne ihr etwas nachzutragen. Man kann diese Person erneut segnen. Daran kann man erkennen, dass man dieser Person wirklich vergeben hat.“ (Dr. Helmut Renner)
Überlegung: „Leiden aus Liebe zu Gott bringt Freude hervor, die sich durch stillen Frohsinn und ständiges Lächeln auf den Lippen zeigt, obwohl man Tränen im Herzen hat. … Dieser Frohsinn ist ein sehr wirksames Apostolat. Nichts spricht mehr zu den im Glauben Gleichgültigen, zu Ungläubigen, als der Anblick einer ausgeglichenen, von innerem Glück strahlenden lächelnden Person, obwohl man weiß, dass sie nicht nur ein Kreuz trägt.“ (hl. Ursula Ledochowska) – Bitte ich Jesus, dass ich – nach Seinem Vorbild – den, der mich so bitter verletzt hat, segnen und auch anlächeln kann?
Gebet: Jesus, in Deinem Namen und mit Deiner Kraft, mit meiner Kraft geht es nicht, verzeihe ich N., so wie Du es willst. Ich segne ihn/sie in Deinem hl. Namen. Rette seine/ihre Seele, o Herr, und heile mich von allen inneren Wunden, die ich durch ihn/sie bekommen habe. Hl. Geist, reiße alle bitteren Wurzeln dieser Wunden heraus, die nicht vom Himmlischen VATER eingepflanzt sind. Jesus, gieße Dein Kostbares Blut in diese Wunden und heile mich. Herr, ich vereine dieses Leiden mit Deinem Leiden und opfere es nach Deiner Meinung auf. Amen.
– Den Spuren Jesu folgen – 1 Petr 2,21.23
„… Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. Er wurde geschmäht, schmähte aber nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter.“
Katechese: Jesus hat das Feuer der Liebe auf die liebesarme Welt geworfen und viele Menschen damit entflammt. Nicht nur mit Worten, sondern mit dem Beispiel Seines eigenen Lebens durchbrach Er den grausamen Kreislauf der Rache, des Hasses und der Unversöhnlichkeit, und gewann so viele Menschenseelen für das Himmelreich des VATERS.
Überlegung: „Wenn man wüsste, wie viel eine Seele kostet! Die Seelen werden einem nicht als Geschenk gegeben, man erkauft sie sich. Ihr wisst nicht, was sie Christus gekostet haben. Nun muss man sie stets mit derselben Münze bezahlen.“ (hl. P. Pio) – Ist mir bewusst, dass ein Kampf tobt zwischen Himmel und Hölle, um die Menschenseelen für die Ewigkeit zu gewinnen? – Kämpfe ich dafür mit Jesus, indem ich die alltäglichen Unannehmlichkeiten, Schmähungen und Demütigungen bejahe und Ihm aufopfere?
Gebet: Jesus, lass mich meine Berufung erkennen, selbst in der Liebe wachsen und teilnehmen an Deinem Erlösungswerk für die Menschen! Amen.
– Jesus verbietet die Rache – Lk 9,54-55
„Als die Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom Himmel fällt und sie vernichtet? Da wandte er sich um und wies sie zurecht.“
Katechese: Jesus war auf dem Weg nach Jerusalem und wollte eine Unterkunft in einem samaritischen Dorf, doch diese verweigerten Ihm die Aufnahme. Die Jünger forderten die tödliche Bestrafung für die Bewohner. Doch Jesus lehrte sie, Beleidigungen stillschweigend hinzunehmen und so mit der Demut und Liebe den Stolz und Hass zu überwinden.
Überlegung: „‚Br. Leo, kennst du die vollkommene Freude?‘, fragte ihn der hl. Franziskus. ‚Wenn wir nass vom Regen und steif vor Kälte, beladen mit Schmutz und geplagt von Hunger an die Klosterpforte pochen werden, … der Pförtner uns beschimpft, nicht öffnet, sondern draußen stehen lässt in Schnee und Regen, mit Kälte und Hunger, bis in die Nacht. Wenn wir dann solche Unbill, solche Grausamkeit und solche Abweisungen geduldig ertragen, ohne davon berührt zu werden und über ihn zu murren … dann, o mein Br. Leo, schreibe, dass dies die vollkommene Freude ist!‘“
Gebet: Jesus, wandle unser Denken! Lass es nicht mehr ausgerichtet sein auf Rache und Vergeltung, sondern erfülle es mit Deiner Liebe und Demut! Amen.
– Jesus sucht keine eigene Ehre – Joh 8,49-50
„Jesus erwiderte: Ich bin von keinem Dämon besessen, sondern ich ehre meinen VATER; ihr aber schmäht mich. Ich bin nicht auf meine Ehre bedacht; doch es gibt einen, der darauf bedacht ist und der richtet.“
Katechese: Treibendes Motiv der Rache ist die Wiederherstellung der verlorenen Ehre. Jesus wurde tief gedemütigt, Sein gutes Wirken wurde bis aufs Äußerste geschmäht. Doch immer wieder zeigte Er Sein liebevolles Herz, erinnerte aber auch an den Ewigen Richter, dem nichts Böses entgeht.
Überlegung: „Der Herr weiß, wie sehr wir an unserer Ehre hängen. Daher ist Ihm nichts lieber, als wenn wir verzeihend auf unsere Ehre verzichten.“ (hl. Teresa v. Avila) – Wie reagiere ich, wenn ich beschimpft und geschmäht werde? – Freue ich mich wie die ersten Christen, dass ich für den Namen Jesu und die Ausbreitung Seines Reiches leiden darf (vgl. Apg 5,41)?
Gebet: Herr, danke, dass ich nicht um meine Ehre kämpfen muss, aber dass Du sie einst beim Letzten Gericht wiederherstellen wirst. Amen.
– Jesus weint – Mt 11,19
„Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagen sie: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder!“
Katechese: Jesus litt unter der Launenhaftigkeit der Menschen, denen man nichts Recht machen konnte. Ihn verurteilten sie wegen Seiner barmherzigen Liebe zu den Sündern, Johannes den Täufer dagegen wegen seines strengen Bußlebens. Traurig weinte Er über ihre Verstocktheit und darüber, dass sie die Zeit der Gnade nicht erkannt haben (vgl. Lk 19,41).
Überlegung: Stell dir vor, du willst jemandem eine Freude machen mit einem schönen, teuren Geschenk oder durch ein schmackhaftes Mittagessen. Wie reagierst du, wenn es verschmäht wird, nicht beachtet oder du sogar noch beschimpft wirst? – Weine ich dann mit Jesus und opfere meine Leiden Ihm auf für die Rettung der Seelen? – Vergebe ich dem, der mir am allernächsten ist und mich durch seine Haltung so schwer verletzt hat?
Gebet: Jesus, Du siehst nicht auf das Äußere, sondern auf die gute Meinung, die Liebe und die Demut. Hilf mir, alles allein für Dich zu tun! Amen.
– Der Verrat des Freundes – Mt 26,49-50
Judas ging auf Jesus zu und sagte: „Sei gegrüßt, Rabbi! Und er küsste ihn. Jesus erwiderte ihm: Freund, dazu bist du gekommen? Da gingen sie auf Jesus zu … und nahmen ihn fest.“
Katechese: Das Bittere am Verrat Jesu war, dass der Verräter aus den eigenen Reihen der Jünger stammte, ein Mensch aus Seiner Umgebung war, Sein Freund und Vertrauter. Doch Jesus reagierte liebevoll, ohne Groll. Er nannte ihn „Freund“ und versuchte so sein Herz anzurühren.
Überlegung: Der hl. Johannes vom Kreuz wurde von seinem eigenen Mitbruder grausam misshandelt, gedemütigt und gequält. Als er nach wenigen Wochen im Sterben lag, bat er seinen Mitbruder mit großer Demut um Vergebung für seine Verfehlungen und für die Sorge, die er seinen Pflegern verursacht habe. Das traf diesen so sehr, dass auch er um Vergebung bat. Dann ging er weinend aus der Zelle und war von diesem Augenblick an ein anderer Mensch. – Bitte ich Gott um Kraft, den eigenen Freunden vergeben zu können, die mich enttäuscht, alleine gelassen oder tief verletzt haben?
Gebet: Jesus, selbst wenn Vater oder Mutter mich vergäßen, Du liebst mich und gibst mir die Kraft, auch meinen Freunden zu vergeben! Amen.
– Jesus vergilt Böses mit Gutem – Lk 22,50-51
„Einer von ihnen schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm das rechte Ohr ab. Jesus aber sagte: Hört auf damit! Und er berührte das Ohr und heilte den Mann.“
Katechese: Wie Räuber waren sie mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen, um Jesus gefangen zu nehmen und zu quälen. Petrus setzte auf blutige Gegenwehr, doch Jesus verzichtete darauf. Auf das Leid des verletzten Feindes reagierte Er mit Hingebung und Liebe und heilte einen Menschen, der gekommen war, um Ihn gefangen zu nehmen.
Überlegung: „Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt.“ (Röm 12,20) – Ist mir bewusst, dass Menschen deshalb verletzen, weil sie selbst tief verletzt worden sind und kaum oder wenig Liebe erfahren haben? Bemühe ich mich, mit guten Worten und Taten ihr Herz zu berühren, auch wenn sie zuerst Ablehnung zeigen?
Gebet: Jesus, lass mich nicht müde werden, auch meine Feinde immer wieder zu grüßen und ihnen behilflich zu sein. Heile ihre Herzen von Hass! Amen.
– Die Vergebung Jesu – Lk 23,34
„Jesus aber betete: VATER, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Dann warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich.“
Katechese: In Jesus zeigte sich die barmherzige und verzeihende Liebe des VATERS. Sie bestand nicht nur im bereitwilligen Hergeben Seines Gewandes, auch nicht in der Hingabe Seines Lebens, sondern in der Art und Weise wie Er es getan hat. Das Entscheidende war, dass Er mitten in diesen Leiden am Kreuz Seine Peiniger voll Erbarmen ansah und ihnen vergab.
Überlegung: „Die Feindesliebe führt den Jünger auf den Weg des Kreuzes und in die Gemeinschaft des Gekreuzigten. Aber je gewisser der Jünger auf diesen Weg gedrängt wird, desto gewisser bleibt seine Liebe unüberwunden, desto gewisser überwindet sie den Hass des Feindes; denn sie ist ja nicht seine eigene Liebe. Sie ist ganz allein die Liebe Jesu Christi, der für Seine Feinde zum Kreuz ging und am Kreuz für sie betete.“ (Dietrich Bonhoeffer)
Gebet: Jesus, lass mich teilhaben an Deiner Liebe und lehre mich, meine Feinde voll Liebe anzuschauen, ihnen zu vergeben und für sie zu beten! Amen.
– Friedensgruß – Joh 20,19
„Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!“
Katechese: Die Vergebungsbitte Jesu am Kreuz war keine leere Floskel. Nach Seiner Auferstehung kommt Er zu den Jüngern, die Ihn in der Not allein gelassen, ja sogar verraten haben. Er begegnet ihnen nicht vorwurfsvoll, beleidigt, mit Abneigung oder Groll, sondern schenkt ihnen Seinen Frieden und kümmert Sich um ihr leibliches und geistiges Wohl.
Überlegung: „Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“ (Mt 5,9) – Bitte ich Jesus um Seine vergebende Liebe, um auf Menschen zuzugehen, die mich ausgegrenzt, benachteiligt oder verletzt haben? – Versuche ich den ersten Schritt zur Versöhnung zu machen und die Hand zum Frieden zu reichen?
Gebet: Herr, hilf mir, das Böse zu meiden, das Gute zu tun, den Frieden zu suchen und ihm nachzujagen! (vgl. Ps 34,15) Amen.
– Die Vergebung des Stephanus – Apg 7,60
„Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.“
Katechese: Der hl. Stephanus folgte den Spuren seines Meisters. Selbst sein Lebensende ähnelt sehr dem Sterben Jesu. Sterbend, unter dem Steinhagel seiner Feinde, bat er Gott sogar, ihnen diese Sünde nicht anzurechnen und die gerechte Strafe zu erlassen. Die Frucht seiner vergebenden Liebe fiel in das Herz des Saulus, der sich von der Liebe Gottes entzünden ließ und als Paulus ein großer Apostel Jesu wurde.
Überlegung: Die hl. Maria Goretti wurde von Alessandro, der zuerst versucht hatte sie zu vergewaltigen, mit 14 Messerstichen niedergestochen. Sterbend verzieh sie ihm und versprach, im Himmel für ihn zu beten. Im Gefängnis bekehrte sich Alessandro. Nach seiner Freilassung ging er zuerst zur Mutter Marias. Er bat sie um Verzeihung für seine Tat. Die Antwort lautete: „Wenn Gott dir vergeben hat, wie sollte ich dir nicht vergeben?“ Danach trat Alessandro als Laienbruder in den Kapuzinerorden ein.
Gebet: Herr, ich bitte Dich für alle, die sich mir gegenüber verfehlt haben: Rechne ihnen ihre Sünden nicht an und rette ihre Seelen! Amen.
– Die Vergebung bei Paulus – 1 Kor 4,12
„Wir werden beschimpft und segnen; wir werden verfolgt und halten stand.“
Katechese: Aus Saulus, dem Feind der Christen, ihrem blutigen Verfolger, wurde der Völkerapostel Paulus. Auf den Spuren seines Meisters Jesus lernte er nun die vergebende Liebe zu praktizieren und verfasste das hohe Lied der Liebe: „Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. … Sie lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. … Sie erträgt alles, … hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“ (1 Kor 13,4-8)
Überlegung: „Vor dem Kreuzweg Jesu Christi erkennen auch die Jünger, dass sie selbst unter den Feinden Jesu waren, die von Seiner Liebe überwunden wurden. Diese Liebe macht den Jünger sehend, dass er im Feind den Bruder erkennt, dass er an ihm handelt wie an seinem Bruder.“ (Dietrich Bonhoeffer) – In Anbetracht meiner Schwachheit erbitte ich von Jesus das Feuer Seiner Liebe, das langmütig allem standhält und niemals erlischt?
Gebet: Jesus, nimm von uns Groll, Abneigung und Hass! Lass uns im Feind unseren Bruder sehen und ihm liebend vergeben! Amen.
– Der leidende Paulus – Kol 1,24
„Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in meinem irdischen Leben das, was an den Leiden Christi noch fehlt.“
Katechese: Bei der Verbreitung des Evangeliums stieß Paulus oft auf heftigen Widerstand. Er musste auch von den eigenen Christen manches erleiden. Doch alle Leiden opferte er für das Wachstum der Kirche auf. Das Leiden Jesu, um uns zu erlösen, war vollständig. Doch in der Zeit dürfen alle mit ihren Leiden mitwirken an der Rettung der Menschen.
Überlegung: Die Leiden für das Wachstum der Kirche sind mit den Leiden einer gebärenden Mutter vergleichbar. Wie freut sie sich aber, wenn sie ihr neugeborenes Baby in den Armen halten darf! – Vergebe ich gerne – auch wenn es sehr schmerzt – zum einen, um mich dadurch selbst von meiner Ichsucht zu befreien, und zum anderen, um dadurch am Siegeszug der Liebe Gottes in der Welt beizutragen?
Gebet: Jesus, lass mich den tiefen Sinn der Vergebung erkennen, die meiner persönlichen Umkehr und Heiligung dient! Lass mich nicht müde werden in der Liebe und Demut, damit Du durch mich wirken kannst! Amen.
– Verzicht auf Rache – 2 Sam 16,11-12
„Lasst ihn fluchen! … Vielleicht sieht der Herr mein Elend an und erweist mir Gutes für den Fluch, der mich heute trifft.“
Katechese: König David war auf der Flucht, als er von seinem Feind Schimi verflucht und ununterbrochen mit Steinen beworfen wurde. Seine Begleiter wollten ihn deshalb töten, er aber verwehrte es ihnen mit obigen Worten. So widersetzte sich David dem damals üblichen Brauch, das erlittene Unrecht zu vergelten und durch einen Racheakt die angegriffene Ehre des Königs wieder herzustellen.
Überlegung: „Im Himmel gibt es keine Rachsucht. Daher beginnen jene guten und demütigen Seelen – die Ungerechtigkeiten und Beleidigungen mit Freude und Gleichmut hinnehmen – schon in dieser Welt ihr Leben im Himmel.“ (hl. Pfarrer v. Ars) – Weiß ich, dass der Fluch mir nicht schaden kann, wenn ich in der Liebe Gottes geborgen bin und wie Jesus meine Feinde liebe, sie segne, ihnen vergebe und für sie bete?
Gebet: „Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens, dass ich Liebe übe, wo man sich hasst, und verzeihe, wo man sich beleidigt. Amen.“ (hl. Franz v. Assisi)
– Wertschätzung des Feindes – 1 Sam 26,9.11
„Bring ihn nicht um! Denn wer hat je seine Hand gegen den Gesalbten des Herrn erhoben und ist ungestraft geblieben? … Mich aber bewahre der Herr davor, dass ich meine Hand gegen den Gesalbten des Herrn erhebe.“
Katechese: David war auf der Flucht vor dem König Saul, der mit einem Heer ausgerückt war, um ihn zu töten. In der Nacht gelang es ihm zum schlafenden König vorzudringen. Doch David schenkte seinem Feind das Leben. Gerührt vom Wohlwollen Davids ließ Saul von seinem Vorhaben ab.
Überlegung: „Lass dir das nicht gefallen!“ – „Das muss er/sie mir büßen!“ sind häufige Reaktionsmuster auf empfangenes Unrecht. Damit wird die Spirale der Gewalt nur noch intensiver. – Ist in mir schon der Geist der vergebenden Liebe Jesu? – Räche ich mich mit „kaltem Krieg“, spiele den Beleidigten oder vergebe ich meinen Gegnern von Herzen?
Gebet: Herr, wie oft fällt es uns schwer, unseren Peinigern das empfangene Leid nicht heimzuzahlen. Schenke uns Deine Liebe! Amen.
– Kein Feindbild hegen – Mt 5,43-44
„Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.“
Katechese: Zu jeder Zeit wurden Feindbilder aufgebaut, gehegt und in Krisenzeiten führten sie oft zu Unheil und Krieg. Zur Zeit Jesu war es zum einen die Besatzungsmacht der Römer, zum anderen der Volksstamm der Samariter, die von den Juden verachtet wurden. Doch Jesus lehrte, diesen Hass zu überwinden und alle in Liebe anzunehmen.
Überlegung: Hitler baute ein Feindbild gegen die Juden auf, die er dann grausam bekämpfen konnte. Heute sind Moslems wegen ihres Glaubens in Gefahr, ausgegrenzt zu werden. Leichtfertig werden unliebsame Ausländer als potentielle Verbrecher, Terroristen oder Diebe gebrandmarkt. – Habe ich schon jegliches Feindbild in der Liebe Christi überwunden oder spreche ich abfällig und lieblos von Ausländern? – Wenn unter ihnen wirklich böse Menschen sind, bete ich für sie um ihre Bekehrung?
Gebet: Herr, lehre uns, nach der Goldenen Regel zu handeln und alle Ausländer so zu behandeln, wie wir von ihnen behandelt werden wollen! Amen.
– Vergebung ohne Grenzen – Lk 6,36
„Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“
Katechese: Im Gleichnis vom verlorenen Sohn stellt uns Gott Seine barmherzige Liebe zur Nachahmung vor Augen: Die Vergebung des Himmlischen VATERS kennt keine Grenzen, auch wenn der Mensch das Schlimmste angerichtet hat. Leider ist der Mensch nicht so weit in der Vergebung und setzt innerlich fest, wem er was vergibt und wem nicht.
Überlegung: Rudolf Höß, der KZ-Kommandant von Auschwitz, war bekannt als menschliche Bestie. Er war höchst radikal und unmenschlich. Doch im Gefängnis bekehrte er sich und nahm die Todesstrafe als gerechte Strafe für seine Vergehen an. Zuvor bat er alle um Vergebung. Dabei sagte er: „Gott hat mir vergeben. Doch viele Menschen werden mir nicht vergeben.“ – Wo sind meine Grenzen der Vergebungsbereitschaft? – Bitte ich Gott um ein weites und barmherziges Herz, das bereit ist, alles zu vergeben?
Gebet: Jesus, wie oft begrenzen wir unsere Bereitschaft zur Vergebung durch ein enges, hartes Herz. Schenke uns Deine Liebe! Amen.
– Überwindung des Grolls – Mt 5,21-22
„Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du gottloser Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.“
Katechese: Jesus verlangt von Seinen Jüngern nicht nur von Mord abzulassen, sondern ebenso von jeglichen innerem Groll, der oft in zornigen Verwünschungen und Flüchen zum Ausdruck kommt. An der Härte der Strafe erkennen wir die verborgene Bosheit der Unversöhnlichkeit.
Überlegung: „Du Depp, kannst du nicht besser aufpassen!“ entfuhr es einem erbosten Autofahrer. Bei der Beichte fragte ihn der hl. Pater Pio: „Hast du alles gebeichtet? Und dass du jemanden einen Depp genannt hast, das willst du nicht beichten?“ – Bitte ich Gott um die verzeihende Liebe im Straßenverkehr, in der Arbeit und zuhause? – Bin ich mir bewusst, dass Flüche und Verwünschungen unheilvollen Schaden anrichten? – Segne ich meine Feinde, vergebe ihnen und bete um ihre Umkehr?
Gebet: Herr, schenke uns ein wahrhaft liebendes Herz und bewahre uns vor Groll, Abneigung und Rachegefühl! Amen.
– Überwindung der Abneigung – Mt 5,46-47
„Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? … Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes?“
Katechese: Jesus tritt entschieden der Mentalität entgegen, nur enge Freunde, Verwandte und Bekannte zu lieben, zu grüßen und einzuladen. Von Seinen Jüngern verlangt Er, Barrieren niederzureißen und auch auf Menschen zuzugehen, die einem unsympathisch und zuwider sind.
Überlegung: „Eine Mitschwester missfiel mir in allem. Ich entdeckte so viel Unangenehmes an ihr, doch wollte ich der natürlichen Abneigung nicht nachgeben. Ich sagte mir: Die wahre Liebe besteht nicht in Gefühlen, sondern in Werken. Sooft ich ihr nun begegnete, betete ich für sie und opferte Gott all ihre Verdienste und Tugenden auf. Ich bemühte mich, ihr so viele Liebesdienste zu erweisen als nur möglich. Wenn ich in Versuchung war, ihr unfreundlich zu antworten, gab ich ihr schnell ein liebenswürdiges Lächeln. Eines Tages fragte sie mich strahlend: ‚Sr. Theresia, was ist es, was Sie so sehr an mich zieht? Ich begegne Ihnen nie, ohne dass ich das reizendste Lächeln von Ihnen empfange.‘ ‚Oh, was mich anzog, war der verborgene Herr auf dem Grund ihrer Seele, der auch das Bitterste süß werden lässt.‘“ (hl. Therese v. Lisieux)
Gebet: Jesus, lass mich in jedem Menschen Dich sehen und lieben! Amen.